Im Raum nichts als Farbe sehen |

kuratiert von Michael Bause

27. November 2010 bis 8. Januar 2011


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Nach der vielbeachteten Ausstellung „Für das Abstrakte gibt es keinen Ersatz“ (2009) akzentuiert diese Malerei-Ausstellung in der Galerie oqbo das Performative im Malerischen. In dieser wiederum vom Maler und oqbo-Macher Michael Bause kuratierten Ausstellung werden zeitgenössische "malerische Positionen" präsentiert, die ins Dreidimensionale hineintreten. Wenn sich diese nun als farbige Auftragungen, als Einfügungen, als Hinzufügungen manifestieren, eines tritt mit ihnen immer hervor: der Darstellungsraum als ein von Farbgebungen bestimmtes Ensemble und als eine Räumlichkeit, die sich der Farbe als einem Kontrastmittel zum rein Architektonischen nicht entziehen kann. Ob kontrastierende Einfügungen die geometrischen Ordnungen sichtbar machen, aus denen Architekturen ihre Bedeutungen gewinnen, ob Einfärbungen oder Angefügtes mit konzeptuellem Hintergrund die Wände zu mehr als einem neutralen Hängegrund werden lassen, ob glänzende Oberflächen die erfolgten Formungen des Dreidimensionalen als Ergebnis von Prozessen des Verlaufens zeigen, diese Malerei-Arbeiten lassen sich längst nicht auf das Format des Tafelbildes beschränken. Ob sie die Stofflichkeit der Farbe labor-ähnlichen Untersuchungen unterziehen oder deren Materialität durch handarbeitliche Kombinatorik herausstellen, ob sie die in Gebrauchsräumen nicht nur der Kunst unsichtbar ablaufenden Transaktionen durch kaum ins Auge springende Markierungen visualisieren oder die Gegenständlichkeit bunter Dinge plakativ vertreten, die hier gezeigten Arbeiten lenken die Aufmerksamkeit in jeweils spezifischer Weise auf das Gemachtsein von Räumlichkeit durch Farbe – und auf die Buntheit ihrer eigenen Verfahrensweisen. Indem ihre Arbeiten produktiv Raumvorstellungen bewirken und die Macht der Farbe für den Raum erfahrbar werden lassen, machen sie eines überdeutlich: Ob nun als kritischer Eingriff ins Bestehende oder aber als ein auf Schönheit bedachtes Konstruktives, das für neue Raumordnungen verantwortlich ist, zeigt diese Malerei sich selbstbewusst, reflexiv und treffend. Diese einander kommentierenden Positionen zur Malerei erweisen sich als so gegenwärtig – nämlich verweisreich über die Grenzen des Einzelbildes in andere Dimensionen deutend –, weil befreit von jener Dienerfunktion, die ihr von einer Tradition der Moderne die längste Zeit über zugewiesen wurde: als nichts als ein möglichst reines Darstellungsschmuckwerk für die Wand betrachtet zu werden. Darauf reduziert zu werden erhebt diese Malerei bildstarken Einspruch, und füllt den Raum mit nichts als Farben. (Nils Plath)


Christian Frosch (München), courtesy Galerie Werner Klein Köln | Swantje Hielscher (Berlin) | Seraphina Lenz (Berlin) | Markus Linnenbrink (New York City), courtesy fiedler taubert contemporary Berlin | Gerhard Mantz (Berlin) | Fabian Marcaccio (New York City), courtesy Galerie Thomas Schulte Berlin | Karin Sander (Berlin) | Andreas Karl Schulze (Köln)